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Die Adaption einer kultigen Graphic Novel von Frank Miller. Dementsprechend brutal und realitätsfern ist "300". Kurz: Wie gemacht um verrissen zu werden. Noch kürzer: Ein Geniestreich.

300

Ich fasse zusammen: "300" ist geschichtlicher Unsinn. "300" verfälscht die komplette Geschichte und stellt ein Volk als Monster hin. "300" ist inhaltlich und storytechnisch vollkommen uninteressant, um nicht zu sagen bedeutungslos. "300" hat eine Story, die eigentlich keine ist. "300" ist eine stümperhafte Aneinanderreihung von einzelnen Szenen. "300" ist ein faschistoides Machwerk. "300" ist gewaltverherrlichend. "300" vermittelt kriegsverherrlichende Botschaften. "300" hat viele rassistische Züge, erinnert an Bushs "Kampf gegen den Terror". "300" ist ein schöner Gewaltporno, Kino für die niederen Triebe, ein No Brainer. "300" bietet Plastikheroismus, der nebenbei sämtliche Klischees über Männlichkeit, Feindbilder etc. mitnimmt. Abschließend meine zwei Favoriten: "300" ist eine brachiale Testosteron-Operette über ein paar kriegsgeile Chippendales. "300" ist ein Film für Frauen, die gerne gutgebaute, nackte Kerle sehen. Oder auch für Kerle die gerne gutgebaute, nackte Kerle sehen.

Soweit einiges an Vorgegaukeltem. Vieles davon kann man so stehen lassen, wenigstens akzeptieren. Vieles davon ist jedoch schlichtweg absurd. An den Haaren herbeigezogene Miesmacherei. Stattdessen sehe ich die zweite Regiearbeit von Zack Snyder lieber als das, was es ist: Die Verfilmung eines inzwischen neun Jahre alten Frank Miller-Comics. Wobei besonders der gefallene Name wichtig ist, relativiert sich dadurch doch so manches. Beispielsweise die Sache mit der historischen Unrichtigkeit. Nennt Miller im Zusammenhang mit "300" doch als Inspiration den Sechziger-Jahre-Sandalenfilm "The 300 Spartans". Ich wäre verwundert, wenn sich dieser zu seiner Zeit besonders viel um einen allzu hohen Wahrheitsgehalt scherte. Und so stehen in "300" ebenso jene viel zu wenigen, dafür umso mutigeren Spartaner im Mittelpunkt, die sich gegen ein "Millionenheer" an Persern stellen. Ein vorneweg aussichtloser Kampf. Wie gemacht für ein maßlos überzogenes Heldenepos. Egal, wie weit man sich dabei vom tatsächlich Geschehenen entfernt. Egal, wie denkbar einfach der Plot auch sein mag. Hauptsache cool und brutal. Hauptsache Mythos. Hauptsache ein einziges riesiges Gemetzel. "Spartans, tonight, we dine in hell!"

Zuerst aufgefallen ist der Trailer. Wegen dem perfekt passenden "Just Like You Imagined" von Nine Inch Nails. Noch mehr wegen der stilistischen Neuartigkeit, die einem aufgrund seiner kontraststarken Bilder und der dadurch erzeugten düsteren Atmosphäre so unendlich neugierig auf das Endprodukt machte. Wie denn dieses in bloß 60 Tagen abgedrehte, danach allerdings fast ein Jahr in der Post-Produktion nachbearbeitete Kriegsopus auf Spielfilmlänge wirken würde? Ob es während seiner 117 Minuten wohl ebenso stilistisch umwerfend rüberkommen könnte? Nur soviel: "300" erfüllt die Erwartungen, ist in visueller Hinsicht ein Meisterwerk. Ebenso wie "Sin City", das zuletzt verfilmte Miller-Comic. Und doch anders. Bildgewaltiger, opulenter, brutaler. Zum Inhalt von "300" mag man stehen, wie man will: Die Umsetzung der Schlachtszenen ist schlichtweg genial. Zugleich aber auch dermaßen blutig, dass es einem schon mal kalt den Rücken runter laufen kann. Wie bereits erwähnt: Man bekommt, was man erwartet. Intelligentes Kino sieht zweifelsohne anders aus. Wer jedoch solches bei einer Snyder/Miller-Mixtur erwartet, ist selbst schuld.

300300
Regie: Zack Snyder.
Mit Gerard Butler, Vincent Regan, Lena Headey.
06.04.2007


[300themovie.warnerbros.com] [imdb.com]

[Review: Dawn Of The Dead - Regie: Zack Snyder]
[Review: Sin City - Regie: Robert Rodriguez, Frank Miller]

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