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The Paper Chase @ Chelsea. Spät, aber doch: Mein erstes Mal mit dieser Band, die es weder sich noch dem geneigten Konzertbesucher einfach macht. Ein eindringlicher Abend von herber Schönheit.

Es gibt Stimmen, die meinen, es kommt einer Schande gleich, noch nie ein Konzert dieser Band miterlebt zu haben. Weil ihre Live-Auftritte doch zum Besten gehören, was man vor einer Bühne stehend miterleben kann. Nun war ich - bis vor kurzem - noch einer von denen, die mit diesem Schandfleck inmitten unzähliger Konzertbesuche leben mussten. Und das bei einer Band, die sich im Rahmen der Veröffentlichung ihres vierten Albums "God Bless Your Black Heart" hierzulande gar nicht mal rar machte. Im Gegenteil. Zwei Wien-Gastspiele binnen knapp acht Monaten standen damals auf ihrem Konzertkalender. Zugegeben: Beim ersten Mal waren sie mir noch fremd. Bei ihrem Auftritt im Mai 2005 hingegen nicht mehr. Wenigstens betreffend dieses einen Songs. Welcher allein schon die Mühen eines mir stets ungeliebten Chelsea-Besuches wert gewesen sein sollte. "Kiss me like you mean goodbye, said the spider to the fly." Tragisch, das alles.

The Paper ChaseWas hätte ich bloß getan, wenn The Paper Chase keine fünfte Platte aufgenommen, sich womöglich sogar aufgelöst hätten? Gar nicht auszudenken, die vier Texaner wären nicht zurückgekehrt. Nun sind sie aber. Noch dazu mit einem verdammt guten neuen Album. Im Zuge von "Now You Are One Of Us" musste Verpasstes einfach nachgeholt werden. Trotz dieser Hürde, die mir auferlegt wurde. Nein, einem Spätbekehrten darf es nicht allzu leicht gemacht werden. Folglich gastierten The Paper Chase auch diesmal in besagter Lokalität am Wiener Gürtel. Dort Fußball-Gucken, gerne. Bei vermeintlichen Pflichtkonzerten hält sich meine Begeisterung allerdings in Grenzen. Doch was tun? Da musste ich durch, mich ins Gedränge stürzen und das - in diesem Fall - zweifelhafte Aneinanderreiben mit vor, neben und hinter mir Stehenden über mich ergehen lassen. Und das mir, der mit fortschreitendem Alter bei Konzertbesuchen immer mehr die im Abseits angesiedelte Beobachterrolle einnahm. Diese inzwischen doch so sehr schätzen gelernt hat. Man bedenke: Nach nur einem Tag Pause folgte das gleiche Prozedere gleich ein weiteres Mal. Was tut man nicht alles um weitere Schandflecke zu vermeiden.

Eine wahrlich schräge, dabei hochdramatische Angelegenheit sollte es werden, die The Paper Chase mit ihrem wuchtigen Sound - bestehend aus Bass, Keyboards, Drums, Cello und Samples - auf die Bühne des Chelsea zauberten. Kein Song, der nicht von unzähligen stilistischen Brüchen gezeichnet war. Harmonien, die bereits nach kürzester Lebenszeit rücksichtlos in Fetzen gerissen wurden. Stattdessen eine Panik-Attacke nach der anderen. Wobei sich Sänger/Gitarrist John Congleton - ganz dem musikalischen Treiben entsprechend - als Geisteskranker per excellence präsentierte. Allerdings einer, der an diesem Abend über eine knappe Stunde lang auf allerhöchstem Niveau zu musizieren wusste. Um nach seiner manisch-beklemmenden Darbietung gesenkten Hauptes mitten durch die begeisterte Menge drängend den Ort des Geschehens zu verlassen. Keine Sorge, davor gab es zum Abschluss noch diesen einen, eingangs gelobhudelten Song. Ich gestehe: Das mit der Schande und meinem viel zu späten Erstkonzert von The Paper Chase stimmt. Hiermit sollte der Schandfleck beseitigt sein. Ich wusste doch, sie würden mich noch kriegen.

The Paper Chase
01.05.2007 - Chelsea, Wien.


[thepaperchaseband.com] [myspace.com/thepaperchaseband]

[Review: The Paper Chase - Now You Are One Of Us]

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